#04 - Reset & Rise - Autokratie vs. Demokratie

Shownotes

Was mich am meisten beim Wechsel aus einer Autokratie in eine Demokratie geprägt hat, war die Mentalität.

Relativ schnell lernte ich im Leben "selbst ist die Frau" und scheute mich nicht hart mit anzupacken. Hier traf ich von Anfang an auf deutsche Bürger:innen die sich für gewisse Arbeiten zu schade waren und das war für mich etwas sehr unverständliches, etwas womit ich am Anfang nicht wusste mit umzugehen. Denn jemand der:die sich zu schade ist mitanzupacken, fand ich damals, hat ein grundsätzliches Charakterproblem.

Doch erst mit den Jahren lernte ich wundervolle Menschen die mir gezeigt haben - Gott sei Dank - dass nicht alle so sind und da beruhigte mich ungemein.

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00:00:00: Ja, ihr Lieben, in der letzten Folge habe ich mit euch besprochen, dass, wie mir geflüchtet

00:00:11: sind, meine Mama und ich, und wie der Titel von heutiger, der heutigen Podcast-Folge

00:00:18: heißt Autokratie versus Demokratie, und ich bin ja aus einem autokratischen Land in

00:00:27: einem demokratischen Land gekommen, und es war für mich halt schon, naja, um nicht zu

00:00:34: sagen, Kulturschock, und ja, war eine sehr große Umstellung. Ich wusste nicht, was mich

00:00:43: erwartet, ich habe in Umränen alles hinter mir lassen müssen, komplett, also von Freunden,

00:00:50: Familie, Schule, Haus, was auch immer, also zu Hause, meinte ich, ob es ist eine Wohnung

00:00:57: oder Haus, ist es egal. Und dann kam ich hierher, und dann war es ein bisschen, I was lost

00:01:08: in space, kann man so ein bisschen sagen. Nichtsdestotrotz war alles für mich gigantisch, groß, mächtig,

00:01:20: wow, und damals war ja die Hausstadt in Bonn, das ist ja auch der liebe Helmut Kohl, wo

00:01:28: habe ich's erledigt, und ja, dann kamen wir als allererstes kurz, also nur kurz in Zindorf

00:01:43: an, da wurden unsere Originale, also Identifikationsunterlagen, also Geburtsokunde, das, was wir halt im

00:01:56: Besitz hatten, wurde halt in Zindorf behalten, und dann kamen wir nach Karlsruhe, von Karlsruhe

00:02:05: sind wir kurz nach München, und dann wieder zurück nach Karlsruhe, und dann sind wir doch

00:02:10: ein bisschen durch die Weltgeschichte getrunnt, und dann Schwarzwald, Freiburg, und so war

00:02:15: es dann sofort. Ich habe kurzzeitig in Dresden gewohnt und gearbeitet, aber worauf ich jetzt,

00:02:26: oder was ich mit euch heute besprechen möchte, ist, für mich war die allergrößte Umstellung,

00:02:34: die Mentalität. Die Mentalität war für mich somit das Krasseste, was ich, naja, erleben

00:02:45: musste, durfte, und war doch relativ krass. Wieso? Ihr müsst euch so vorstellen, wenn

00:02:58: man in ein autokratisches Land wohnt, ist man sehr innovativ, sehr kreativ, und vor allem

00:03:08: gibt man nicht auf, das heißt, man erwartet nicht von anderen, dass andere einem helfen,

00:03:18: was erledigen, und so war er dann sofort, sondern man war immer auf sich alleine gestellt,

00:03:22: man hat selten jemanden vertraut, man hat sich selten auf jemanden verlassen, außer

00:03:30: auf sich selbst, und alles, was über die Familie Mitglieder hinausging, war schon immer mit

00:03:38: einem Fragezeichen verbunden, kann ich vertrauen, wie weit kann ich vertrauen, darf ich mich

00:03:43: anvertrauen, wann kann ich zu der Person, wann kann ich nicht, und so weiter und so

00:03:49: fort. Bedeutet, ich habe ja auch schon relativ von klein auf gelernt, also bei mir in der

00:03:59: Familie war meine Mama immer sozusagen selbst die Frau, weil mein Vater nie einen Finger

00:04:05: gekrömmt hat, mein Vater hat sich bedienen lassen, mein Vater hat gesagt, er braucht

00:04:10: Bedienstete, und dann habe ich ihn angeguckt und habe gesagt, dass ich auch nicht mehr

00:04:14: habe, weil Gott hat jetzt zwei Hände gegeben, zwei Füße, dann macht gefälligst, und es

00:04:19: kam gar nicht gut an, und so kam es relativ dazu, dass ich je größer ich wurde, je älter

00:04:26: ich wurde, desto mehr Aufgaben habe ich eben übernommen von Gartenhaus, irgendwelche Reparatur

00:04:33: arbeiten und so weiter und so fort, und es war auch für mich nichts Außergewöhnliches,

00:04:41: dass ich meine Dinge, sage ich jetzt mal, meine Sachen selbst erledige, weil es war normal,

00:04:50: es fühlte mich auch nicht schwer, ich habe auch nicht irgendwie hinterfragt, wow, wie

00:04:54: soll ich das machen, ich brauche mindestens ein Doktorarbeit, ich brauche auf jeden Fall

00:05:00: keine Ahnung, eine Bedienungsanleitung, wo ich dann fünf Stunden lang ein Wolf ablese,

00:05:06: und ich habe einfach gemacht, und ihr müsst euch so vorstellen, wir hatten damals nicht

00:05:11: irgendwelche Luxus-Sachen, dass man sagt, ich habe einen riesen Kopf, ein Werkzeug, ich

00:05:16: habe fünf verschiedene Bohrmaschinen, ich habe keine Ahnung, zehn Flexe daheim und weiß

00:05:21: für sich wie viele Seegeblätter in verschiedenen Ausführungen, und es war halt doch relativ

00:05:34: spartanisch, also kurz gehalten, so hatte ich halt nur einen Schraubenzieher, also da kam es

00:05:42: für mich nicht irgendwie, ich hatte einen normalen, ich hatte einen Kreuzschraubenzieher,

00:05:48: ich hatte so ein Stückes, dann hatte ich einen französischen Krösel, dann hatte ich einen

00:05:53: Und so war er uns sofort und so war es dann.

00:05:57: Also es hat sich relativ alles kompakt ergeben.

00:06:05: Das heißt, man musste aus dem, was man hat, auch das Beste draus machen.

00:06:09: Und das war für mich die krasseste Umstellung, weil ich bin hierher gekommen und die Mentalität

00:06:15: war diejenige.

00:06:16: Ihr müsst es so vorstellen, ich habe auch mit 15 angefangen irgendwelche Jobs zu nehmen.

00:06:26: Meine Mutter dann, seitdem sie das erste Mal hier den Fuß betreten hat, immer gearbeitet.

00:06:33: Jetzt mittlerweile ist er 44 Jahre und arbeitet immer noch.

00:06:38: Und wir haben alle Jobs angenommen, dies gab.

00:06:43: Also ob jetzt mit Kindern Toiletten putzen, Firmen putzen, Haushälter, die bei irgendjemandem

00:06:54: und so war er uns sofort.

00:06:56: Und wir waren ja nicht, wir waren uns nicht so schade, irgendeinen Job zu machen, weil

00:07:01: wir genau wussten, wir haben einen Ziel.

00:07:03: Ich habe ein Ziel und mit diesem Ziel möchte ich genau dorthin, ABC.

00:07:09: Und um dort anzukommen, muss ich mir halt irgendwie behelfen.

00:07:16: Und dann kam es nämlich, dass ich hier Dinge erlebt habe, als er der Erste ist, von deutschen

00:07:25: Familien, deutschen Menschen, hey, bin doch nicht blöd die Toiletten zu putzen, ja dafür

00:07:32: sind ja die aus dem Ausland zuständig.

00:07:34: Da habe ich mich gefragt, wo hat, okay, also meine Mama ist ja studierte Bauzeichnerin,

00:07:50: also technische Zeichnerin, Entschuldigung.

00:07:53: Und sie hat ja Baupläne gehabt und sie hat ja Rumänenschweißen unter Wasser und Projekte

00:07:59: durchgeführt für die Armee und so war er uns sofort.

00:08:03: Und ich muss ganz ehrlich sagen, also sie war ja ein Ingenieurin und da muss ich erst sagen,

00:08:08: hey, ganz ehrlich, also wenn ich mir nicht zu schade bin, wo meine Mutter studierte,

00:08:12: schon nicht habe vorzustudieren, ich wusste nicht, was ich damals studieren wollte, aber

00:08:18: ich wusste, dass ich halt studieren will und dass ich halt in die Wissenschaft gehe, was

00:08:21: ich genau mache, das wusste ich damals nicht.

00:08:24: Und wenn wir uns nicht zu schade sind, irgendwelche niedere Arbeiten zu machen, was für mich

00:08:30: von Anfang an unverständlich, dass es Menschen gab, die gesagt haben, ja nee, dafür sind

00:08:35: die anderen zuständig.

00:08:36: Und leider muss ich das bis heute erleben, leider muss ich bis heute erleben, dass es

00:08:50: hier Menschen gibt, die Ansprüche haben, obwohl sie eigentlich gar keine Ansprüche haben

00:08:57: dürften, dürfen wie auch immer sollten.

00:09:00: Aber dennoch haben sie diese Bescheidenheit und diese Demut und diese Herzlichkeit auch

00:09:10: gegenüber Menschen, die nichts haben, aber gerne haben möchten und alles dafür tun würden.

00:09:16: Die vermisse ich zum Teil, die vermisse ich zum Teil, die war für mich die krasseste Umstellung

00:09:24: hier und es war für mich, wisst ihr, man senkt den Kopf nicht, weil man nichts wert ist,

00:09:38: sondern man senkt den Kopf, das ist ja Demut, das ist ja gegenüber anderen, weil man a)

00:09:46: keine Diskussionen haben möchte, weil mal b) bis man sein Ziel erreicht hat, nun mal

00:09:52: in diesem Weg gehen muss und deswegen möchte ich euch jetzt zum Schluss dieser Folge mit

00:10:06: an die Hand geben, seid euch nicht zu schade für niedere Arbeiten, niedere Arbeiten

00:10:13: ganz ehrlich, die Schausurwort, das ist Mist, weil ganz ehrlich, also, wisst ihr, es gibt

00:10:22: ja Leute, die lassen sich, Entschuldigung, dass ich jetzt so viel Gerb in den Arsch abputzen,

00:10:27: da denke ich mir, du hast zwei Hände, Junge oder Mädchen oder wie auch immer, wieso macht

00:10:34: ihr das nicht selbst, wieso macht ihr das nicht selbst, wieso seid ihr euch zu schade um

00:10:38: es selbst zu tun, warum macht ihr euch an zu sagen, das ist meine, das ist total ekelhaft,

00:10:46: ja, ist doch, aber seid froh, dass ihr überhaupt dasselbe machen könnt, weil es für die Zeit

00:10:52: kommt, wo ihr auf andere angewiesen seid, aber dann kann ich euch garantieren, dann

00:10:56: wird es nicht mehr so luxuriös, dann müsst ihr das nehmen, was ihr bekommt und das ist

00:11:04: was ich euch mit an die Hand geben möchte und in der nächsten Folge werde ich mit euch

00:11:12: darüber sprechen, zum einen, wie die Abschiebungen gelaufen sind und wie ich, also welche Empfinden,

00:11:25: welche Gefühle ich da hatte und wie es mich bis heute sozusagen in Aufrufstichen geprägt

00:11:31: hat, aber jetzt wünsche ich euch auf jeden Fall viel Spass beim Hören, danke, dass

00:11:36: ihr zugehört habt, danke, dass ihr eingeschaltet habt und ja, ich freue mich auf die nächste

00:11:41: Folge mit euch, habt es fein, ciao, ciao, bei der Claudia.

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